WEBVTT Kind: captions Language: de 00:00:09.640 --> 00:00:16.040 Mit Mikroplastik gibt es seit über einem halben Jahrhundert Erfahrungen. Damals hat Gerhard 00:00:16.040 --> 00:00:23.320 Volkheimer an der Charité umfängliche Versuche durchgeführt: Er fütterte winzige PVC-Kügelchen 00:00:23.320 --> 00:00:29.920 von etwa 5 bis 100 Mikrometer in Sahne oder Boullion an Versuchstiere – nach heutiger 00:00:29.920 --> 00:00:38.760 Lesart also typisches Mikroplastik. Stets fand er im Blut PVC. Das Ergebnis kam überraschend, 00:00:38.760 --> 00:00:44.360 galt PVC doch als unverdaulich. Schließlich waren die Partikel tausendmal größer als das, 00:00:44.360 --> 00:00:50.480 was die Darmzotten über ihre Enterozyten überhaupt resorbieren können. 00:00:50.480 --> 00:00:57.640 Schon wenige Minuten nach Verfütterung von 200 g PVC-Pulver an Hunde wurde im Blut ein Dutzend 00:00:57.640 --> 00:01:03.880 Partikel pro Milliliter gefunden. Ebenso im Blut von Schweinen, Ziegen, Meerschweinchen 00:01:03.880 --> 00:01:10.640 und Hühnern. PVC war auch in der Galle, im Urin und in der Hirn-Flüssigkeit nachweisbar. 00:01:12.600 --> 00:01:19.320 Auch Pollen, Zellulosepartikel, Fasern und feine Kristalle wurden regelmäßig und in beträchtlicher 00:01:19.320 --> 00:01:25.840 Zahl vom Verdauungstrakt der Versuchstiere aufgenommen: Hefezellen aus frischer Bäckerhefe, 00:01:25.840 --> 00:01:31.720 Sporen, Parasiteneier, ebenso Kieselalgen, ein Schädlingsbekämpfungsmittel des biologischen 00:01:31.720 --> 00:01:37.240 Landbaus. Alles fand sich im Blut wieder und vereinzelt auch im Liquor. 00:01:37.760 --> 00:01:47.600 Der Vorgang heißt fachsprachlich Persorption im Unterschied zur Resorption einzelner Nährstoffe. 00:01:47.600 --> 00:01:54.240 Weitere Experimente zeigten, dass sich Stärkekörner exakt so wie PVC-Partikel 00:01:54.240 --> 00:01:59.600 verhalten. Der Vorteil von Stärke als natürlicher Nahrungsbestandteil ist, 00:01:59.600 --> 00:02:06.400 dass sie sich im Blut leicht mit Lugolscher Lösung anfärben und damit erkennen lässt. So wurde 00:02:06.400 --> 00:02:14.560 bereits damals das Verhalten von kugelförmigen Mikropartikeln mittels Stärkekörnern geklärt. 00:02:14.560 --> 00:02:21.160 Nach Verzehr werden die Körner überall im Körper gefunden, sie gelangen bis in die 00:02:21.160 --> 00:02:27.200 Muttermilch und sogar in den Kreislauf des Fötus. Auch diesmal wurden bei Versuchstieren wiederholt 00:02:27.200 --> 00:02:32.280 Stärkekörner in der Hirnflüssigkeit und den Kapillaren gesichtet, was erklären dürfte, 00:02:32.280 --> 00:02:41.920 warum Studenten bei Selbstversuchen nach Konsum einer Stärkesuspension über Kopfschmerzen klagten. 00:02:41.920 --> 00:02:47.000 Rohe, unverkleisterte Stärkekörner finden sich in erheblicher Menge in Weizenflocken, 00:02:47.000 --> 00:02:54.000 Vollkornprodukten und Müslis. Es wird zwar nur etwa jedes 50.000ste Körnchen persorbiert, 00:02:54.000 --> 00:02:58.800 aber bei Verzehr von 100 Gramm gelangen immer noch reichlich Stärkekörner ins 00:02:58.800 --> 00:03:04.600 Blut. Von den über 10.000 Fremdkörpern treten überschlagsmäßig mehr als 1.000 ins Hirnwasser 00:03:04.600 --> 00:03:10.960 über. Aus Versuchen mit Hunden ist bekannt, dass es in den Kapillaren zu Embolien kommt, 00:03:10.960 --> 00:03:17.960 die schließlich vernarben. Das wirft neurologische Fragen auf. Doch erst um 1990 wurde dies als 00:03:17.960 --> 00:03:24.000 eine Ursache von Demenz erwogen. Und ganz schnell wieder vergessen, weil Vogelfutter 00:03:24.000 --> 00:03:30.240 so rasend gesund für uns Menschen sein soll. Jetzt kocht das Thema erneut hoch. Nun soll 00:03:30.240 --> 00:03:37.320 Mikroplastik die Ursache von Demenz sein. In der Tat wurden allerlei Plastikteilchen im Gehirn von 00:03:37.320 --> 00:03:44.520 Verstorbenen gefunden, so eine Studie in Nature. Insgesamt, halten Sie sich fest, pro Kopf mehrere 00:03:44.520 --> 00:03:52.600 Gramm. Meistens Polyethylen, daneben auch Nylon, PVC und andere. Mehrere Gramm Plastikmüll im 00:03:52.600 --> 00:04:00.160 Oberstübchen wirken schon recht befremdlich. Das Deutsche Ärzteblatt betitelte seinen 00:04:00.160 --> 00:04:05.280 Bericht über diese Studie: „Konzentration von Mikroplastik im menschlichen Gehirn 00:04:05.280 --> 00:04:11.800 angestiegen“. Doch es handelte sich gerade nicht um Mikroplastik, sondern ausschließlich 00:04:11.800 --> 00:04:20.680 um das tausendfach kleinere Nanoplastik in Form von ultrafeinen „Fetzchen“. Angesichts 00:04:20.680 --> 00:04:26.400 der Fütterungsversuche mit den PVC-Kügelchen kann das eigentlich nicht sein. Warum fehlt 00:04:26.400 --> 00:04:33.360 hier kugelförmiges Mikroplastik? Und was ist mit den vielen anderen Materialien, die als Stäube 00:04:33.360 --> 00:04:40.560 ebenso vorhanden sein müssten, die Volkheimer im Kreislauf bzw. im Gehirn nachgewiesen hat? 00:04:41.280 --> 00:04:46.800 Trotz aller Zweifel an der Studie gehen wir mal bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, 00:04:46.800 --> 00:04:52.480 dass die Befunde zumindest einen ersten Einblick ins Gesamtbild erlauben. 00:04:52.480 --> 00:04:58.360 Die Verwechslung von Mikro- mit Nanoplastik in einem ärztlichen Fachblatt ist vermutlich eine 00:04:58.360 --> 00:05:07.200 Folge eines medialen Verwirrspiels, ausgelöst von bewusst schrägen Definitionen: Mikroplastik wurde 00:05:07.200 --> 00:05:14.080 willkürlich als Teilchen von einem tausendstel Millimeter, also einem Mikrometer bis zu einem 00:05:14.080 --> 00:05:23.560 halben Zentimeter definiert. Von unsichtbar bis so groß wie Konfetti. Diese absurde Grenzziehung 00:05:23.560 --> 00:05:28.960 lässt erkennen, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Definition handelt, sondern um 00:05:28.960 --> 00:05:36.080 eine „aktivistische“. Sonst wäre bei einem vollen Millimeter Schluss. Nun können Spendensammler 00:05:36.080 --> 00:05:43.040 Fotos mit kleingehäckselten Plastikbröseln auf einem Teelöffel oder einer Fingerkuppe zeigen. 00:05:43.040 --> 00:05:48.800 Simpler Staub aus dem Staubsaugerbeutel eignet sich schlecht für Angstpropaganda. 00:05:49.400 --> 00:05:55.280 Noch winzigere Partikel im Nanometerbereich, also unter einem Mikrometer bis hinunter zu 00:05:55.280 --> 00:05:59.960 einem Tausendstel Mikrometer sind Nanopartikel. Wird Mikroplastik 00:05:59.960 --> 00:06:08.040 zerbröselt, entstehen zahllose ultra-winzige Nanoteilchen. Deshalb sind diese naturgemäß 00:06:08.040 --> 00:06:15.600 um Zehnerpotenzen häufiger als Mikropartikel. Die meisten Experten verdächtigen das Essen als 00:06:15.600 --> 00:06:21.480 Quelle. Viele Küchengeräte wie beschichtete Pfannen, Schneidbretter und Plastikgeschirr 00:06:21.480 --> 00:06:27.040 setzen beim täglichen Gebrauch reichlich Partikel frei. Jedes Utensil, egal ob Mixer, 00:06:27.040 --> 00:06:32.280 Küchenschwamm oder Spülmaschinenschlauch hinterlässt im Essen oder auf dem Geschirr 00:06:32.280 --> 00:06:37.600 Mikroplastik, das mitverspeist wird Beim Schnibbeln von Gemüse oder Kräutern 00:06:37.600 --> 00:06:45.000 auf dem Schneidbrett gibt’s reichlich Abrieb. Jeder einzelne Schnitt setzt bei Plastikbrettchen 00:06:45.000 --> 00:06:52.240 zwischen 3 und 300 Mikropartikel frei, je nach Qualität des Kunststoffs und der Kraft der Köchin. 00:06:52.240 --> 00:06:59.040 Holz wirkt da sympathischer – aber ist es auch besser? Holzbrettchen gaben nach einer US-Studie 00:06:59.040 --> 00:07:05.000 10mal soviele Mikropartikel ab wie solche aus Plastik. Die Holzpartikel hatten sogar die gleiche 00:07:05.000 --> 00:07:11.480 Größe und Form wie die Kunststoffteilchen. Doch vor „Mikroholz“ fürchtet sich anscheinend niemand, 00:07:11.480 --> 00:07:17.640 obwohl es mit einer ähnlichen Problematik behaftet ist. Da lob ich mir die Schnibbelsalatfabrik mit 00:07:17.640 --> 00:07:24.760 ihren Gerätschaften aus Edelstahl. Als „Mikropartikelschleudern“ gelten 00:07:24.760 --> 00:07:30.400 Mikrowellengerichte in Plastik. Schon während der Lagerung gelangen offenbar viele Teilchen in den 00:07:30.400 --> 00:07:37.640 gefrorenen Inhalt. Werden Beutel mit gefrosteter Ware gestapelt, kommt es zu winzigen Brüchen, 00:07:37.640 --> 00:07:42.960 die zur Fragmentierung des Kunststoffs führen. Bei einer Lagerung von mehr als sechs Monaten, 00:07:42.960 --> 00:07:49.680 so eine Studie aus Nebraska, „können Millionen bis Milliarden von Mikroplastik- 00:07:49.680 --> 00:07:57.680 und Nanoplastikpartikeln freigesetzt werden“. Dabei bleibt die Verpackung völlig intakt. 00:07:57.680 --> 00:08:04.760 Wurden die Packungen in der Mikrowelle erhitzt, verzehnfachte sich die Anzahl der Teilchen. 00:08:04.760 --> 00:08:12.440 Bei Einweg-Artikeln wie to-Go-Bechern und Take-away-Boxen reichen die publizierten Werte 00:08:12.440 --> 00:08:20.040 von einer Billion Nanopartikel, über Millionen Mikroteilchen bis zu einem unspektakulären 00:08:20.040 --> 00:08:27.280 Dutzend Mikropartikeln pro Gefäß. Selbst bei den gigantischen Zahlen liegen die Mengen meist im 00:08:27.280 --> 00:08:33.800 Mikrogrammbereich. Also kein Grund zur Aufregung. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass die 00:08:33.800 --> 00:08:40.360 identifizierten Mikropartikel nicht selten aus der Kleidung des Küchenpersonals stammten. 00:08:40.360 --> 00:08:46.520 Kritiker vermuten überdies, vieles sei gar kein Nano- oder Mikroplastik, sondern es handele sich 00:08:46.520 --> 00:08:54.080 um auskristallisierte Slip-Additive wie Behenamid. Also Gleitmittel, die bei der Herstellung in 00:08:54.080 --> 00:09:00.760 die Kunststoffmischung gegeben werden. Andere vermuten Oligomere, also strenggenommen auch kein 00:09:00.760 --> 00:09:07.320 Mikroplastik, sondern Reste einer unvollständigen Polymerisation. Solche Überlegungen sind wohl auch 00:09:07.320 --> 00:09:15.560 ein Grund, warum viele Fachbehörden nicht in die Kassandrarufe der Aktivisten miteinstimmen. 00:09:15.560 --> 00:09:19.800 Relativ einheitlich fallen die Ergebnisse zumindest bei den eher 00:09:19.800 --> 00:09:26.120 unscheinbaren Teebeuteln aus – was aber nicht ausschließt, dass Slip-Additive oder Oligomere 00:09:26.120 --> 00:09:32.400 dazwischengeraten sind, die genauso kritisch zu betrachten wären. Beim Aufbrühen sollen nach 00:09:32.400 --> 00:09:39.400 verschiedenen Analysen Millionen, ja Milliarden Mikropartikel plus Milliarden Nanoteilchen in 00:09:39.400 --> 00:09:46.480 die Tasse gelangen. Bei Nylonbeuteln läpperte sich die freigesetzte Partikelmenge gar zu einem 00:09:46.480 --> 00:09:53.200 Milligramm pro Tasse. Wahrscheinlich Folge der weichen, elastischen und flauschigen Teebeutel, 00:09:53.200 --> 00:10:00.040 im Gegensatz zu den glatten Oberflächen von Plastikbechern, die viel weniger Teilchen abgeben. 00:10:00.040 --> 00:10:05.000 Wer will, kann alternativ zu Teebeuteln aus Papier greifen. Die sind gar nicht so einfach 00:10:05.000 --> 00:10:11.600 zu erkennen, denn Plastik wird so bearbeitet, dass es sich wie Zellstoff anfühlt. Sollte es 00:10:11.600 --> 00:10:16.720 sich tatsächlich um Cellulo-se handeln, dann wurde sie mit Plastik imprägniert: 00:10:16.720 --> 00:10:23.720 Ohne Schutzfilm würde sie sich nach Überbrühen mit kochendem Wasser wie Klopapier auflösen. So 00:10:23.720 --> 00:10:31.240 geraten bei Cellulosebeuteln ebenfalls Milliarden Nanopartikel in die Tasse. Wer mag, darf sich 00:10:31.240 --> 00:10:38.560 ängstigen oder sich vorstellen wie unvorstellbar klein die Partikel sein müssen, wenn sie allesamt 00:10:38.560 --> 00:10:45.240 in eine Tasse passen und man sieht sie nicht mal. „Bioplastik“ aus Polymilchsäure ist keine 00:10:45.240 --> 00:10:51.320 Alternative. Der Ausgangsstoff Milchsäure wird meist aus Stärke oder Zucker von gentechnisch 00:10:51.320 --> 00:10:57.760 optimierten Bakterien und Schimmelpilzen erzeugt. Daraus wird mit den Methoden der Plastikproduktion 00:10:57.760 --> 00:11:05.360 Polymilchsäure synthetisiert. Die Folge für den Teetrinker: eine Million Kleinteilchen pro Beutel. 00:11:05.920 --> 00:11:09.800 Aus dem Bioplastik können sich auch beliebte Kunststoff-Additive wie 00:11:09.800 --> 00:11:18.080 Tris(2,4-di-tert-butylphenyl)phosphit lösen. Phytopharmakologen werden ihr weises Haupt 00:11:18.080 --> 00:11:23.240 schütteln, denn für sie stehen die vielen Pflanzengifte im Vordergrund, 00:11:23.240 --> 00:11:29.120 die schon in Tees gefunden wurden. Zu Recht: Man denke nur an die exorbitanten Belastungen 00:11:29.120 --> 00:11:36.480 von Rooibos mit Pyrrolizidinen. Im Süden Afrikas wurden ähnlich aussehende Giftpflanzen mitgeerntet 00:11:36.480 --> 00:11:41.880 und bei uns als Rooibostee verkauft. Viele Anbauflächen des Rotbusches waren mit 00:11:41.880 --> 00:11:49.280 Greiskräutern geradezu verseucht. Pyrrolizidine zerlegen die Leber wie ein Uhrwerk. Im Vergleich 00:11:49.280 --> 00:11:55.560 dazu ist das Mikroplastik nur Pillepalle. Inzwischen sollte der Teehandel das Problem 00:11:55.560 --> 00:12:01.560 beherrschen; es ist nur ein Beispiel. Nun halten sich Vernünftige in der Regel 00:12:01.560 --> 00:12:09.720 von Kräutertees fern, egal in welchen Tütchen das vertrock-nete und geschredderte Unkraut baumelt; 00:12:09.720 --> 00:12:16.000 Teebeutel gelten ihnen als „Drecksäcke“, die nach einem heißen Bad kurzerhand weggeworfen 00:12:16.000 --> 00:12:24.680 werden. Statt das warme „Badewasser“ aus feinem Pozellan zu nippen, greifen Durstige lieber zum 00:12:24.680 --> 00:12:31.840 Krug mit kühlem Bier. Doch auch darin schwimmt Mikroplastik. Es gelangt z.B. über Zusatzstoffe 00:12:31.840 --> 00:12:40.920 hinein wie Polyvinylpolypyrrolidon, kurz PVPP. Ein Kunststoffgranulat das Brauer nutzen, damit ihre 00:12:40.920 --> 00:12:48.400 Reinheitsgebots-Flüssigkeit haltbar wird. PVPP bindet Gerbstoffe und Polyphenole. Schlussendlich 00:12:48.400 --> 00:12:55.120 wird bis auf winzige Restbestände alles wieder abfiltriert – daher auch keine Deklaration. 00:12:55.960 --> 00:13:02.560 Während es in einem Tässchen Kräutelbeuteltee von Chemie nur so wurlt, sind es bei einem Pils vom 00:13:02.560 --> 00:13:11.720 Fass allenfalls ein paar Dutzend Partikelchen. Doch Bier ist nicht gleich Bier. Und was die 00:13:11.720 --> 00:13:17.680 Partikel wirklich sind, weiß keiner so genau. Denn bei einer üblichen Analysenmethode wird PVPP 00:13:17.680 --> 00:13:24.480 gerade nicht erkannt. Analytiker vermuten, dass sogar eine Verwechselung mit Kieselgur vorliegt, 00:13:24.480 --> 00:13:29.680 das im Rahmen der Anschwemmfiltration verwendet wurde. Ansonsten wird Bier mit 00:13:29.680 --> 00:13:35.840 Filterkerzen blankfiltriert, um Bakterien und Hefezellen zu entfernen. Dabei werden 00:13:35.840 --> 00:13:41.920 je nach Brauerei Schwebstoffe, die größer sind als 3 Mikrometer, auf jeden Fall ab 10 Mikrometer, 00:13:41.920 --> 00:13:49.560 abgetrennt. So kommt das Bier weitgehend frei von Mikropartikeln in die Flasche. Die Hefe, 00:13:49.560 --> 00:13:57.680 die der Kunde sieht, ist meist eine nachträglich zudosierte und mausetote „Schauhefe“. Schließlich 00:13:57.680 --> 00:14:06.040 fischen unsere Brauer gern im „Naturtrüben“. Das eigentliche Partikelproblem verdankt der 00:14:06.040 --> 00:14:12.160 zünftige Zecher einer anderen Ursache. Hier gab das Mineralwasser den Analytikern erste 00:14:12.160 --> 00:14:19.440 Hinweise. In Wasserflaschen fand sich wider Erwarten regelmäßig Mikroplastik. Detaillierte 00:14:19.440 --> 00:14:25.440 Analysen zeigten, dass es z.B. von den Schraubverschlüssen bzw. den Kronkorken stammte. 00:14:25.440 --> 00:14:32.640 Eine bayerische Untersuchung fand in Mineralwasser in Einwegplastik 3.000 Partikel pro Liter. Bei 00:14:32.640 --> 00:14:39.960 Glas waren 10.000 Partikel keine Seltenheit. In Mehrwegflaschen sah es zappenduster aus: 00:14:39.960 --> 00:14:45.080 Hunderttausende Partikel pro Liter. Die aber zählen nicht als Mikroplastik, sondern als 00:14:45.080 --> 00:14:52.400 Pigment. Ursache waren Etiketten aus recyceltem Papier. Die hatten jede Menge Pigmentpartikel im 00:14:52.400 --> 00:14:58.600 Waschwasser hinterlassen und die klebten nun in den Flaschen. Für den Konsumenten macht 00:14:58.600 --> 00:15:04.200 das allerdings keinen sonderlichen Unterschied ob Mikroplastik oder Mikropigmente. Aber wenn 00:15:04.200 --> 00:15:11.520 nicht mehr gründlich gespült wird, bekommt die Brauerei wenigstens gute Noten beim Öko-Audit, 00:15:11.520 --> 00:15:18.840 denn sie spart Wasser. Ob sich das Zeug ebenfalls im Oberstübchen sammelt, ist zwar anzunehmen, 00:15:18.840 --> 00:15:24.720 aber bisher unerforscht. Die französische Behörde 00:15:24.720 --> 00:15:29.000 für Lebensmittelsicherheit bestätigt, dass Glasflaschen am stärksten belastet 00:15:29.000 --> 00:15:37.120 seien. Plastikflaschen schnitten besser ab. Dosen waren angeblich weitgehend frei von Mikroplastik. 00:15:37.120 --> 00:15:42.440 Was scheinbar logisch klingt, ist deshalb bemerkenswert, weil Dosen in der Regel 00:15:42.440 --> 00:15:49.160 innen mit Kunststoff ausgekleidet sind: „Viele verschiedene Beschichtungen für Dosen sind im 00:15:49.160 --> 00:15:56.040 Handel erhältlich, … z. B. Mittel zur Erhöhung der Oberflächengleitfähigkeit sowie der Abrieb- 00:15:56.040 --> 00:16:01.280 und Kratzfestigkeit von Dosenbeschichtungen, Schmiermittel, Antischaummittel, Klebstoffe, 00:16:01.280 --> 00:16:10.240 Scavenger für Salzsäure und Pigmente.“ Lassen wir uns überraschen, was da noch alles gefunden wird. 00:16:11.800 --> 00:16:18.640 Bei Plastikflaschen trägt die Kohlensäure zur Kontamination bei. Wenn die winzigen Bläschen 00:16:18.640 --> 00:16:22.720 platzen, setzen sie durch Kavitation an der Flaschenwand feinste Partikel 00:16:22.720 --> 00:16:28.360 frei. Um eine Vorstellung von der Kraft der Kavitation zu bekommen: Sie zersetzt sogar 00:16:28.360 --> 00:16:34.280 Schiffsschrauben. Durch deren Drehung entsteht an den Innenseiten der Schraubenflügel Unterdruck, 00:16:34.280 --> 00:16:39.720 dieser erzeugt Bläschen, welche wiederum das Metall angreifen. In Getränkeflaschen 00:16:39.720 --> 00:16:47.040 verstärkt der Druck in der Flasche den Effekt. Bei Mehrweg nehmen die Brüche mit jeder Befüllung zu. 00:16:47.040 --> 00:16:53.560 Wir sehen, es geht bei diesen Themen ziemlich spitzfindig zu. Vergessen Sie bitte nicht: 00:16:53.560 --> 00:16:58.840 Kohlensäure ist ein Konservierungsmittel. Sie unterdrückt Keime. Das dient 00:16:58.840 --> 00:17:04.640 unserer Gesundheit. Ganz sicher! Einem Internet-Narrativ zufolge sollen 00:17:04.640 --> 00:17:10.880 „ultraverarbeitete“ Lebensmittel ultraviel Plastik enthalten. Fast Food sei komplett 00:17:10.880 --> 00:17:17.720 durchseucht. Wer‘s glaubt, möge sich an den Rand eines Weizenfeldes stellen, um das unverfälschte 00:17:17.720 --> 00:17:24.600 Korn vom Halm weg zu naschen. Allerdings sind die Halme vor dem Reinbeißen gründlich zu waschen: 00:17:24.600 --> 00:17:32.760 Weil voller Staub, voller Mikropartikel, wie man bei der Ernte an der Staubwolke des Mähdreschers 00:17:32.760 --> 00:17:39.520 sehen kann. Da ist unvermeidlich auch Mikroplastik bei. Brot kann angesichts der durchgreifenden 00:17:39.520 --> 00:17:47.360 Verarbeitungsschritte in Müllerei und Bäckerei durchaus als ultraver-arbeitet gelten. Übrigens: 00:17:47.360 --> 00:17:55.200 Unser Vollkornmehl ist nach den Worten der Mühlen ihr am stärksten verarbeitetes Produkt. 00:17:55.200 --> 00:18:02.000 Vollkornbrot ist oft was anderes, als Gesundheitsumnachtete wähnen. 00:18:02.000 --> 00:18:07.960 In dieser abgedrehten Szene gilt frisches Obst und Gemüse als die Alternative. 00:18:07.960 --> 00:18:15.560 Forscher in Catania auf Sizilien wollen in den Erzeugnissen des Landes reichlich Partikel um 00:18:15.560 --> 00:18:23.120 die 1 bis 2 µm nachgewiesen haben. Also schon nahe an der Grenze zum Nanopartikel. Am meisten 00:18:23.120 --> 00:18:32.560 fanden sie in Äpfeln mit etwa 200.000 Partikeln pro Gramm. Generell enthielt Obst mehr Fundstücke 00:18:32.560 --> 00:18:38.960 als Gemüse. Hier wurden vor allem Karotten genannt, aber auch Brokkoli und Kopfsalat. 00:18:39.800 --> 00:18:45.680 Der Studie wurde zurecht mit Skepsis begegnet, auch weil die Autoren nicht verraten, was sie denn 00:18:45.680 --> 00:18:52.320 nun genau für Material erwischt haben. Das wäre wichtig, um ihre Ergebnisse einordnen zu können. 00:18:52.320 --> 00:18:58.240 Doch längst ist bekannt, dass Partikel aller Art, inclusive Keime über das Beregnungswasser 00:18:58.240 --> 00:19:04.160 in Pflanzen gelangen – sowohl über die Wurzeln als auch über die Blätter. Vielleicht stammt 00:19:04.160 --> 00:19:11.200 das Wasser ja aus Abwasserkanälen, in ariden Landstrichen naheliegend. In Armutsregionen 00:19:11.200 --> 00:19:17.600 werden für Gemüsefelder und Obstplantagen auch ungeklärte Abwässer aus Krankenhäusern genutzt, 00:19:17.600 --> 00:19:23.560 weil darin reichlich Düngestoffe schwimmen. Im Grunde reicht aber schon die Verwendung von 00:19:23.560 --> 00:19:29.640 heimischem Klärschlamm. Da ist aller Scheißdreck drin. Der Händler kann guten Gewissens versichern, 00:19:29.640 --> 00:19:37.480 sein Gemüse sei ohne Kunstdünger gediehen. Das Mikroplastik ist dann das geringste Problem. 00:19:37.480 --> 00:19:42.520 In einer türkischen Studie kam etwas völlig anderes als in Sizilien heraus: Tomaten 00:19:42.520 --> 00:19:49.280 enthielten maximal 44 Partikel pro Gramm, gefolgt von Gurken mit 43. Fast gleichauf lagen Birnen 00:19:49.280 --> 00:19:56.160 und Äpfel. Dabei hatten die Analytiker sich nicht nur auf die größeren Objekte im Mikrometerbereich 00:19:56.160 --> 00:20:03.040 kapriziert. Immerhin handelte es sich diesmal definitiv um Plastik. Was stimmt denn nun? 00:20:03.040 --> 00:20:11.960 Die sizilianischen oder die türkischen Analysen? Beide können genauso gut richtig wie falsch sein. 00:20:11.960 --> 00:20:17.320 Wer sich solche Ergebnisse zu sehr zu Herzen nimmt und auf Obst verzichtet, 00:20:17.320 --> 00:20:25.080 wird sich bald von Laborchemikalien ernähren müssen, nur die sind besonders rein. Vergessen 00:20:25.080 --> 00:20:30.720 wir dabei nicht, dass Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse die Haltbarkeit deutlich verlängern, 00:20:30.720 --> 00:20:39.600 so dass wesentlich weniger weggeworfen wird als bei unverpackter Ware. Das entlastet die Umwelt. 00:20:39.600 --> 00:20:43.760 Da war aber noch was, dessen sich die Angstpropaganda bemächtigt hat: Der 00:20:43.760 --> 00:20:51.480 Meeresfisch. Er sei zusammen mit Meeresfrüchten der Hauptpfad der Belastung. Das Meer soll ja 00:20:51.480 --> 00:20:57.800 geradezu in Mikroplastik ertrinken. Allein im Nordatlantik würden bereits zigmillionen Tonnen 00:20:57.800 --> 00:21:06.040 an Nano-Winzlingen dümpeln. In Muscheln seien schon bis zu 10.000 Partikel pro Kilo drin. 00:21:06.040 --> 00:21:13.000 Zunächst: Muscheln leben vom Dreck. Sie lieben nahrhaftes Wasser. Da ist in Küstennähe neben 00:21:13.000 --> 00:21:19.800 anderem Schmodder auch von Sonne und Wellenschlag zerbröseltes Plastikzeug oder pulverisierte 00:21:19.800 --> 00:21:25.920 Hummerschalen dazwischen. Muschelbänke reinigen das Meer. Eine einzige Miesmuschel filtert 00:21:25.920 --> 00:21:31.520 pro Stunde bis zu zwei Liter. Ist das Wasser gehaltvoll, dann ist sie schon nach zwei Jahren 00:21:31.520 --> 00:21:38.160 erntereif. Zuchtbetriebe wässern ihre Muscheln nach der Ernte in sogenannten nassen Lagerhäusern: 00:21:38.160 --> 00:21:44.280 In Salzwasserbecken reinigen sich die Muscheln selbst. Durch diese Depuration schwinden auch 00:21:44.280 --> 00:21:54.080 die Gehalte an Mikroplastik. Beim Gemüse funktioniert diese Technik leider nicht. 00:21:54.080 --> 00:21:59.520 Entscheidend ist: Die Mikropartikel sitzen fast alle im Darm und in den Kiemen – und die isst man 00:21:59.520 --> 00:22:05.720 in der Regel nicht mit. Das Fleisch der Muschel ist somit okay, gleiches gilt für Shrimps. Um bei 00:22:05.720 --> 00:22:12.240 Meeresfisch überhaupt was zu finden, werden statt der Filets bevorzugt die Innereien analysiert. Das 00:22:13.000 --> 00:22:20.040 Thüneninstitut in Bremerhaven identifizierte im Gedärm von Klieschen aus der Nordsee dennoch nur 00:22:20.040 --> 00:22:26.700 wenige Mikropartikel. Die Gehalte im Fischfleisch gelten generell als „vernachlässigbar“. Wenn, 00:22:26.700 --> 00:22:33.040 dann findet man vor allem Textilfasern, die zumindest teilweise den Berufskitteln des 00:22:33.040 --> 00:22:37.840 Personals geschuldet sind. Damit ist das Fleisch der Meerestiere mit Blick 00:22:37.840 --> 00:22:45.320 auf Mikroplastik ein eher sauberes Lebensmittel. Das belegen auch Stuhlanalysen bei indonesischen 00:22:45.320 --> 00:22:50.720 Fischern. Wäre an der Mikroplastik-Kampagne was dran, dann müsste gerade bei ihnen die 00:22:50.720 --> 00:22:56.200 Belastung besonders hoch sein. In knapp der Hälfte der Proben fand man überhaupt nichts. 00:22:56.200 --> 00:23:00.640 Die vor Ort analysierten Fische, Muscheln und Shrimps waren frei von Mikropartikeln. 00:23:00.640 --> 00:23:10.080 Stattdessen entpuppten sich Trinkwasser und Tempeh aus Soja als Plastikquellen. 00:23:10.080 --> 00:23:16.000 Bei Menschen aus Industrieländern hingegen wird im Dickdarm reichlich Mikroplastik angetroffen. 00:23:16.000 --> 00:23:21.960 Oft Zehnmal soviel wie in anderen Organen. Da der Darmtrakt seit Urzeiten mit vielen 00:23:21.960 --> 00:23:27.200 unerwünschten Substanzen fertig werden muss, egal ob sekundäre Pflanzenstoffe, 00:23:27.200 --> 00:23:34.160 Schimmelsporen oder Bazillen, erneuert er ständig sein Zellkleid. Damit entledigt er sich vieler 00:23:34.160 --> 00:23:42.000 schädlicher Substanzen. Folglich wird auch das meiste Mikroplastik über die Fäzes ausgeschieden. 00:23:42.000 --> 00:23:50.120 Im Schnitt enthielt ein Kilo an die 2.000 Partikel von 50 bis 500 µm. Größere Partikel 00:23:50.120 --> 00:23:58.240 waren die Ausnahme. Kein Wunder: Niemand verzehrt Plastikkrümel, die Auge oder Zunge erkennen. Eine 00:23:58.240 --> 00:24:03.960 neuere Untersuchung aus Wien fand im Schnitt an die 4.000 Partikel pro Kilo. Kot lässt 00:24:03.960 --> 00:24:09.560 sich nur schlecht übers Gewicht definieren: Die einen machen harte Dreckerl, die anderen seilen 00:24:09.560 --> 00:24:16.600 butterweiche Vierpfünder ab - je nachdem, wieviel Wasser das Colon aus den Fäzes zurückgewonnen hat. 00:24:17.360 --> 00:24:22.120 Die Wiener Forscher versuchten sogar, den Zusammenhang zwischen Ernährung und 00:24:22.120 --> 00:24:29.600 Ausscheidung zu beleuchten. Die Probanden aßen zunächst wie gewohnt, dann bewusst plastikarm 00:24:29.600 --> 00:24:35.520 und schließlich gezielt mit viel Plastik. Bei Verzicht kam es nur zu einer Verschiebung der 00:24:35.520 --> 00:24:43.000 Plastikarten in den Fäzes, es wurde nicht weniger. Aber wenn sie besonders viel Kunststoff benutzten, 00:24:43.000 --> 00:24:51.000 dann halbierte sich die Anzahl der Partikel beinahe. Soviel zum Kenntnisstand der Fachwelt. 00:24:51.000 --> 00:24:56.120 Trotz der kleinen Gruppe von 15 Probanden teilen die Forscher keine Durchschnittswerte mit, 00:24:56.120 --> 00:25:02.520 sondern nur den Median. Keck behaupten sie, man könne erkennen, dass der Verarbeitungsgrad 00:25:02.520 --> 00:25:10.640 eine wichtige Rolle spiele. Irrtum, hier spielt nur der Verarschungsgrad eine Rolle. 00:25:10.640 --> 00:25:15.040 Aufschlussreich ist der Hinweis der Autoren, am häufigsten hätten sie nicht Partikel, 00:25:15.040 --> 00:25:21.000 sondern Fasern gefunden: „Dies deutet darauf hin, dass die Mehrzahl der Fasern 00:25:21.000 --> 00:25:28.520 aus Textilien (Polyestertextilien) stammen könnte.“ Wie wahr! Zum Glück ist heute die 00:25:28.520 --> 00:25:33.400 meiste Ware in Plastik verpackt, um sie vor Kontamination zu schützen. Vermutlich 00:25:33.400 --> 00:25:40.520 stammten die Fasern aus „Heimtextilien“: Beim Abtrocknen blieben sie am Geschirr haften. Das 00:25:40.520 --> 00:25:48.680 finden die Forscher dann in den Fäzes und raten zu einer „plastikarmen Ernährung“. 00:25:48.680 --> 00:25:53.200 Bleibt die Frage: Wo kommt dann das viele Plastik im Gehirn her - vorausgesetzt, 00:25:53.200 --> 00:25:59.880 die Daten stimmen? Ein bisher unbeachteter Aufnahmepfad wäre die Haut. Sie soll zwar vor 00:25:59.880 --> 00:26:04.960 körperfremden Substanzen schützen, aber viele ZeitgenossInnen sind ganz aus dem Häuschen, 00:26:04.960 --> 00:26:10.960 wenn es gelingt, mit teuren Cremes allerlei Zusätze in tiefere Regionen zu schleusen, 00:26:10.960 --> 00:26:17.120 ohne zu realisieren, dass damit über kurz oder lang auch der Kreislauf und in der Folge das 00:26:17.120 --> 00:26:25.240 Oberstübchen der Kundschaft in den Genuss ungewöhnlicher Nanopartikel geraten könnte. 00:26:26.520 --> 00:26:30.960 Nicht zu vergessen die Lunge. Eine wichtige Quelle sind Atemschutzmasken: 00:26:31.840 --> 00:26:37.360 „Der erhöhte Verbrauch von Masken während der COVID-19-Pandemie hat den Kontakt des 00:26:37.360 --> 00:26:45.560 Menschen mit Mikroplastik dramatisch erhöht“, konstatiert eine Studie. Der pulmonale Lymphfluss 00:26:45.560 --> 00:26:51.360 ermöglicht den Übergang von Nanopartikeln aus dem Interstitium in den Blutkreislauf. 00:26:52.240 --> 00:26:59.280 Aber auf dem Weg in die Lunge gibt’s noch eine Direktverbindung ins Gehirn: Der Riechnerv. 00:26:59.280 --> 00:27:05.160 In der Tat fand man das gleiche Material wie im Hirn Verstorbener auch im Riechnerv. Er ist wie 00:27:05.160 --> 00:27:11.760 ein Transportband, das Stäube, Metallpartikel und Viren aus der Nase ins Riechhirn schleust. 00:27:11.760 --> 00:27:16.440 Dies ist seit Jahrzehnten in vielfältiger Weise belegt. Sogar ein amöbenartiger 00:27:16.440 --> 00:27:23.440 Parasit namens Naegleria fowleri gelangt so ins Oberstübchen. Nicht ohne Grund ist bei vielen 00:27:23.440 --> 00:27:32.080 neurologischen Leiden das Riechhirn geschädigt. Als Zufuhrpfad hat unser Riechorgan wahrscheinlich 00:27:32.080 --> 00:27:39.320 die Nase vorn. Das legt auch die Studie nahe, die das viele Plastik in Gehirnen fand: Die Zahl 00:27:39.320 --> 00:27:45.360 der Partikel lag fast um eine Zehnerpotenz höher als in Niere und Leber! Weiter spricht für diese 00:27:45.360 --> 00:27:51.320 Deutung, dass die aufgefundenen Plastikteilchen kleiner als ein Mikrometer waren, also 00:27:51.320 --> 00:27:57.440 Nanopartikel, was einen Transport durch den Nerv begünstigt. In der Leber wurden nicht nur viel 00:27:57.440 --> 00:28:02.960 weniger, sondern auch deutlich größere Partikel gefunden. Diese stammen wohl eher aus der Nahrung. 00:28:03.480 --> 00:28:09.640 Das meiste Plastik enthielt das Hirn von Demenzpatienten. Bei denen ist gewöhnlich 00:28:09.640 --> 00:28:17.680 nicht der Darm malade, sondern das Riechhirn. Damit rückt die Atemluft als Partikellieferant 00:28:17.680 --> 00:28:22.880 in den Focus. Sie bietet ein reiches Sortiment an Pollen, Sporen, Abgasen, 00:28:22.880 --> 00:28:29.600 Ruß und Stäuben, insbesondere der Abrieb von Straßenmarkierungen und Reifen. Reifen 00:28:29.600 --> 00:28:35.640 enthalten als Elastomer nicht nur Kunststoffe wie Styrol-Butadien, sondern auch Natur-Latex. 00:28:35.640 --> 00:28:43.120 Letzteres kann aufgrund seines Gehaltes an Chitinasen Allergien gegen Obst auslösen. 00:28:43.120 --> 00:28:48.880 Nylon verstärkt den Reifen, Harze und Phthalate dienen als Weichmacher, Silikate 00:28:48.880 --> 00:28:55.800 und Silane sorgen für besseren Grip. Dazu kommen Vulkanisierhilfen wie Schwefel und Zinkoxid, 00:28:55.800 --> 00:29:02.560 und als Alterungsschutz starke Antioxidantien. Im Hirn von Verstorbenen deutet der Gehalt an 00:29:02.560 --> 00:29:10.280 Styrol-Butadien-Kautschuk darauf hin, dass der Reifenabrieb bereits angekommen ist. 00:29:10.280 --> 00:29:15.360 In meiner Kindheit fuhren an heißen Tagen Sprühwägen durch die Straßen, um den Staub 00:29:15.360 --> 00:29:23.040 zu binden oder mit Kehrfahrzeugen zu entfernen. Ein klassischer Fall von Prävention. Doch anstatt 00:29:23.040 --> 00:29:30.280 die Straßen sauber zu halten, studieren sie heute lieber Diesel-Abgaspartikel. Dazu spritzen 00:29:30.280 --> 00:29:37.240 Forscher Abgasstaub, also Mikropartikel trächtigen Mäusen in die Schwanzvene. 00:29:37.240 --> 00:29:43.720 Wochen später testen Verhaltensforscher aufgeregt den männlichen Nachwuchs. Was 00:29:43.720 --> 00:29:50.760 lernt uns diese Nonsense-Tierquälerei? Etwa, dass Präventionsmediziner ihren 00:29:50.760 --> 00:29:56.920 Schwanz nicht bei laufendem Motor in den Auspuff stecken sollten, um keine weiteren 00:29:56.920 --> 00:30:02.800 Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln? Die Zufuhr von Partikeln über die Nase 00:30:02.800 --> 00:30:07.520 ist wohl der Königsweg ins Hirn. Doch darüber hört man wenig, während es beim 00:30:07.520 --> 00:30:13.400 Essen von Mikroplastik-Experten nur so wimmelt. Vielleicht liegt es ja daran, dass es bis heute 00:30:13.400 --> 00:30:19.080 keine Schnüffel- und Schnupper-Berater gibt, aber Heerscharen von ErnährungsberaterInnen, die zu 00:30:19.080 --> 00:30:25.600 anspruchsvollen Themen auch eine Meinung haben. Das Wort „Mikroplastik“ ist in gesundheitlicher 00:30:25.600 --> 00:30:32.680 Hinsicht ebenso unbrauchbar wie „Feinstaub“. Wichtig ist nicht nur die Größe, bzw. Kleinheit, 00:30:32.680 --> 00:30:37.520 sondern auch die Zusammensetzung. Salzhaltige Luft an der See gilt 00:30:37.520 --> 00:30:44.280 als heilsam, bei feinen Metallstäuben in der Werkstatt sieht das schon anders aus. 00:30:44.280 --> 00:30:49.840 Alles Material unterliegt der Zersetzung. Alles wird in der Natur abgebaut, bis hinunter 00:30:49.840 --> 00:30:55.600 zu feinsten Stäuben und Nanopartikeln. Alles zerbröselt, ob altes Mauerwerk, 00:30:55.600 --> 00:31:01.360 Plastik oder tote Fliegen. Alles kann jederzeit in unseren Körper gelangen. Wir sind von Staub 00:31:01.360 --> 00:31:07.920 umgeben und inhalieren ihn mit jedem Atemzug. Wir schlucken ihn mit jeder Mahlzeit mit. 00:31:07.920 --> 00:31:14.920 Egal ob Straßenstaub, Hausstaub oder Mehlstaub. Egal ob Bakterien, Viren oder Pilzsporen. 00:31:14.920 --> 00:31:20.520 Unser Körper ist seit Urzeiten auf diese Gaben eingestellt, er muss damit umgehen 00:31:20.520 --> 00:31:26.760 können. Es ist aber anzunehmen, dass sich unter den Stäuben, den Mikro- und Nanopartikeln seit 00:31:26.760 --> 00:31:32.480 jeher auch Strukturen verbergen, die unser Körper nicht so ohne weiteres entsorgen kann. 00:31:33.000 --> 00:31:40.840 So können Candida-Sporen Infektionen durch Persorption verursachen. 00:31:40.840 --> 00:31:45.880 Doch viele fürchten sich lieber vor „Plastik“. Das klingt bedrohlicher, weil „künstlich“ im Vergleich 00:31:45.880 --> 00:31:54.480 zu „natürlichem“ Holzstaub. Dummerweise gilt der Staub von Harthölzern offiziell als krebserregend 00:31:54.480 --> 00:32:02.880 für Nase und Hals. Ein klein wenig Staub dürfte dann wohl auch unvermeidlich ins Hirn gelangen. 00:32:02.880 --> 00:32:07.520 Wer keine Plastiktüten mag, kann seine Einkäufe auch in Jutesäckchen 00:32:07.520 --> 00:32:14.960 nach Hause tragen. Was wird aus Jute, wenn sie weggeworfen wird? Mikrojute – was denn sonst? 00:32:14.960 --> 00:32:21.160 Jute ist zwar „biologisch abbaubar“, was aber kein Vorteil gegenüber Plastik ist. Sie eignet sich nur 00:32:21.160 --> 00:32:26.760 für wenige Anwendungen und verfault schnell. Nach ihrer Gewinnung wird sie in Mineralöl 00:32:26.760 --> 00:32:33.280 getaucht. Erst mit einer PVC-Beschichtung verträgt Jute Feuchtigkeit. Sie ist aufgrund 00:32:33.280 --> 00:32:40.320 ihrer miserablen Haltbarkeit im Vergleich zu Plastik ein Symbol der Wegwerfgesellschaft. 00:32:41.000 --> 00:32:47.800 Nicht anders bei Baumwolltaschen: Sie müssen laut Naturschutzbund Deutschland mindestens 00:32:47.800 --> 00:32:54.320 100-mal so oft wie Kunststofftüten genutzt werden, um in der „Klimabilanz“ zumindest 00:32:54.320 --> 00:32:58.320 theoretisch gleichzuziehen. Auch Plastik korrodiert, 00:32:58.320 --> 00:33:03.760 was seine Identifizierung als Mikroplastik erschwert. Seine Verwitterung dauert nur länger 00:33:03.760 --> 00:33:09.640 als bei Jute oder Baumwolle. Alle Materialen liefern erst Mikro- und dann Nanoteilchen, 00:33:09.640 --> 00:33:17.680 die einen schneller, die anderen langsamer. Es gibt keine „Ewigkeitschemikalien“. Wie angeblich 00:33:17.680 --> 00:33:23.280 biologisch nichtabbaubares Mikroplastik entgegen der Propaganda abgebaut wird, 00:33:23.280 --> 00:33:29.760 siehe die „Brotzeit“ vom 11. Mai 2018: „Als das Meer im Plastik ersoff“. 00:33:29.760 --> 00:33:34.920 Trotz der Messprobleme und der Zweifel an den Studien ein paar Hinweise für Ängstliche: 00:33:36.440 --> 00:33:41.880 Wer Kleinteile im Hirn vermeiden will, minimiert nicht unbedingt Plastik in der Küche, 00:33:41.880 --> 00:33:48.080 sondern seinen Konsum von Körnern und Müsli, denn nirgendwo sonst liegen mehr persorbierbare 00:33:48.080 --> 00:33:53.600 Partikel vor. Auch wenn Stärke nach etwa einem halben Jahr abgebaut ist, verursacht sie Embolien 00:33:53.600 --> 00:33:58.920 im Hirn. Hier geht es vor allem um die Menge, die mit einer einzigen Mahlzeit anflutet: 00:33:58.920 --> 00:34:04.040 100 Gramm Stärke im Müsli sind eine ganz andere Hausnummer, als ein paar Mikrogramm 00:34:04.040 --> 00:34:11.120 Mikropartikel in Import-Äpfeln, die noch dazu mehrheitlich wieder ausgeschieden werden. 00:34:11.120 --> 00:34:16.840 Der Vernünftige meidet kalorienreduzierte Produkte. Sie enthalten oft Füllstoffe 00:34:16.840 --> 00:34:22.360 wie mikrokristalline Cellulose, oder zu winzigen Kügelchen verpresste Eiweiße, 00:34:22.360 --> 00:34:28.880 die gern in „fettarmen“ Desserts eingesetzt werden. Mikropartikulierte Fettersatzstoffe werden 00:34:28.880 --> 00:34:34.440 auch aus Mais- oder Kartoffelstärke gewonnen. Auch hier liegt eine Persorption auf der Hand, 00:34:34.440 --> 00:34:41.760 für mikrokristalline Cellulose ist sie durch Tierversuche hinreichend belegt. 00:34:41.760 --> 00:34:47.160 Wer eine unnötige Belastung der Umwelt mit Mikroplastik vermeiden will, wäscht 00:34:47.160 --> 00:34:52.400 seine Klamotten erst, wenn sie schmutzig sind. Nicht etwa Plastikflaschen oder Plastiktüten, 00:34:52.400 --> 00:34:56.360 sondern Waschmaschinen sind die größten Partikelschleudern. Es sind 00:34:56.360 --> 00:35:01.240 hauptsächlich Baumwollfasern, gefolgt von Polyamid- und Polyesterfasern. 00:35:02.240 --> 00:35:07.760 Die Baumwollfasern wurden, um das gefühlte Bedrohungspotential zu verstärken, 00:35:07.760 --> 00:35:16.320 von „Aktivisten“ gern als „Mikroplastik“ gezählt. Längst dient die häusliche Wäscherei nicht mehr 00:35:16.320 --> 00:35:22.920 der Hygiene. Im Gegenteil, unsere Waschmaschinen heizen meist nur noch auf 37 bis 40°, auch dann, 00:35:22.920 --> 00:35:28.880 wenn 60° angewählt wird. Damit werden Krankheitskeime optimal bebrütet. 00:35:28.880 --> 00:35:37.920 Wer auch noch Wasser spart, imprägniert seine optisch saubere Wäsche mit fragwürdigen Keimen. 00:35:37.920 --> 00:35:43.320 Der Vernünftige verwendet Wasch- und Reinigungsmittel besonnen: In der Kläranlage 00:35:43.320 --> 00:35:50.600 bildet sich aus Waschmittelzusätzen Glyphosat, wie Tübinger Forscher kürzlich nachwiesen. Auf 00:35:50.600 --> 00:35:56.440 dem Acker ist es genau umgekehrt. Dort wird aus Glyphosat ein Waschmittel namens AMPA. Die 00:35:56.440 --> 00:36:01.720 Belastung unserer Flüsse mit Glyphosat korreliert nicht mit den Aktivitäten der Landwirte, 00:36:01.720 --> 00:36:07.800 sondern mit den Einleitungen der Kläranlagen. Sie hängt vom Treiben putz- und waschbegeisterter 00:36:07.800 --> 00:36:15.760 Haushalte ab, und weniger von der Arbeit des Landmanns, wenn er unser Essen produziert. 00:36:15.760 --> 00:36:20.360 Textilien werden mit Kunststoff imprägniert, damit sie wasserabstoßend sind, nicht knittern, 00:36:20.360 --> 00:36:28.640 UV-resistent oder „atmungsaktiv“. So generiert beispielsweise das populäre Polytetrafluorethylen 00:36:28.640 --> 00:36:33.480 beim Waschen Millionen von Mikropartikeln. Auf der anderen Seite ließe sich durch 00:36:33.480 --> 00:36:40.320 Behandlung von Polyamidfasern mit Substanzen wie Glycidylmethacrylat der Verlust an Mikrofasern 00:36:40.320 --> 00:36:49.560 beim Waschen um 90 % reduzieren. Gleiches leistet 3-Aminopropyltriethoxysilan bei Polyesterfasern. 00:36:49.560 --> 00:36:55.920 Es mag paradox klingen: Aber mit intelligenter Chemie lässt sich das Mikroplastik minimieren. Die 00:36:55.920 --> 00:37:01.960 „biologische Abbaubarkeit“ war früher ein großes Problem. Die Chemie schuf Materialien, die haltbar 00:37:01.960 --> 00:37:06.840 sind, die nicht reißen oder zerbrechen, die nicht verschimmeln, die nicht von Motten oder Mäusen 00:37:06.840 --> 00:37:13.160 zerstört werden. Auch Kunststoffe sind nicht für die Ewigkeit geschaffen. Textilien aus Polyester 00:37:13.160 --> 00:37:18.800 oder Nylon gehen kaputt – aber sie halten länger als unbehandelte Naturfasern „ohne Chemie“. 00:37:20.720 --> 00:37:25.760 Da die Haltbarkeit den Absatzwünschen der Industrie im Wege stand, stattete sie ihre 00:37:25.760 --> 00:37:32.680 Waren mit Sollbruchstellen aus. Nylonstrümpfe sind an sich unverwüstlich. Also wurde die Faser mit 00:37:32.680 --> 00:37:38.640 Schwachstellen versehen, damit es Laufmaschen gibt. Heute sind viele Produkte auf Zerfall 00:37:38.640 --> 00:37:47.520 programmiert. Die Forderung nach biologischer Abbaubarkeit soll den Neukauf abermals beflügeln.